Sommer 2019
18.07.2019 - 22.07.2019 |
Auf dem Weg in die Kykladen
Porto Rafti – Syros
Auf dem Weg in die Kykladen scheint Poseidon alles dran zu setzen, dass wir die Entscheidung, Hydra zu verkaufen, noch mal überdenken. Er beschert uns geniale Segeltage. Schon der Schlag von Chalkida nach Porto Rafti war ja super, wird aber durch die nächsten beiden Schläge eindeutig übertroffen.
Die 20sm von Porto Rafti nach Kea können wir komplett segeln. Der Wind kommt mit 4 Beauforts raumschots. Wir setzten Genua und Groß, letzteres allerdings im ersten Reff damit es der Genua nicht zu viel Wind aus dem Segel nimmt. Die letzten Seemeilen legen wir unter Schmetterling zurück. So ungefähr fühlt sich wohl eine Atlantiküberquerung an. Erst in der Bucht von Kea bergen wir die Segel und gehen vor Anker.
Kea war schon immer ein – wenn auch noch idyllischer - Hotspot für die Athener Schickeria. Aber in den letzten sieben Jahren, die wir nicht mehr hier waren, hat sich viel verändert und das nicht unbedingt zum Besten. Es sind deutlich mehr Ankerlieger da und die meisten natürlich Charterer. So legen sich gleich mal vier Boote unter lautem Getöse im Päckchen vor uns. Scheinbar so eine Art schwimmendes Ferienlager für französische Kids. Eigentlich wär genug Platz um ein bisschen mehr auf Abstand zu gehen, aber wen interessiert das schon. Und wie sich zeigt, sind wir mit unseren Franzosen noch gut bedient. Kurze Zeit später drängt sich ein riesen Kat zwischen einem Schweizer Kat und das Ufer. Seinen Anker lässt er genau über dem des Schweizers fallen. Das sind dann wieder die Momente in denen wir sagen: „Es reicht! Dieses Getümmel wollen wir nicht mehr!“
Der Ort selber wandelt sich immer mehr zu einer Boutiquenmeile, in der Klamotten zu völlig überhöhten Preisen - schick drapiert – verkauft werden. Selbst die ja sonst shoppingfreudige Skipperin zieht es nicht mal mehr in den „Lieblingsladen“, der früher der einzige dieser Art hier war.
Dafür wurde der Supermarkt auf die Größe eines Minimarketes geschrumpft und liegt so versteckt, dass wir ihn kaum finden. Aber die Leute sollen ja auch nicht Lebensmittel einkaufen und selber kochen, sondern in eines der zahlreichen Lokale gehen, von denen die meisten auch völlig überteuert sind. Wobei wir uns über die Wahl unseres Lokals für den Abend nicht beschweren können. Romantisch direkt am Strand gelegen, sitzen wir mit den Füßen im Sand und genießen nicht nur den Sonnenuntergang, sondern auch das gute Essen und den extrem freundlichen Service. Auch die Rechnung zum Schluss ist nicht übertrieben, sondern für Kea absolut moderat.
Am Freitag, 19.07., liegen gut 40sm bis Finkas/Syros vor uns. Wir starten zeitig um 9:00 von Kea und setzen, kaum dass wir aus der Bucht raus sind, nur die Genua da der Wind noch etwas achterlicher als am Vortag kommt. So geht’s mit 5-6kn an der Küste von Kea entlang Richtung Süden. Kurz nach dem Südkap ändern wir den Kurs auf Ost. Wir müssen erst noch an Kythnos vorbei bevor wir direkt Kurs auf Syros nehmen können. Wir haben jetzt Halbwind und setzen das Groß im ersten Reff da der Wind weiter zunimmt. Und jetzt geht die Post richtig ab. Der Seegang, der noch aus der Kafireas Strait kommt ist 1,5 bis 2m hoch und schaukelt uns anfangs noch ganz schön durch. Aber Hydra liebt Halbwind und die Skipperin auch. Wir machen bis zu 11kn. Da macht’s auch nichts aus wenn ab und zu eine Welle überkommt. Dafür gibt’s ja schließlich Segeljacken. Bettina ist vom Ruder kaum noch wegzukriegen. Als wir an Kythnos vorbei sind und Kurs auf Syros nehmen dreht der Wind mit und nimmt noch weiter zu. Wir reffen nochmals. Jetzt sind wir bis 37kn Wind sicher. Bei 30kn war er inzwischen schon das eine oder andere Mal. Je näher wir Syros kommen desto mehr dreht der Wind wieder achterlicher. Gegen 15:30 gehen wir in der Bucht von Finikas vor Anker. Leicht erschöpft aber noch ganz erfüllt von diesem wunderbaren Segeltag.
Wir befreien Hydra erstmal vom gröbsten Salz und genehmigen uns einen Kaffee und ein erfrischendes Bad. Abends geht’s an Land zu einem gepflegten Sundowner und anschließendem Abendessen in unserem Lieblingslokal
Die nächsten Tage werden wir erstmal hierbleiben. Wenn es in der Bucht schon einen 7er Wind mit 8er Böen hat, muss man nicht unbedingt raus fahren. Klaus kann die Zeit gut nutzen, um für seine Kunden zu arbeiten und Bettina für ihr ausgiebiges Schwimmtraining.
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