Unsere Reise mit

HYDRA II

Wieder zu Hause in der Ägäis

   
02.09.2009 - Ende September  


Nach der Umkehr


30.09.2009:
Naoussa: (Gefühls-) Schwankungen ?!?!?!
Vielleicht hat uns ja unser letzter Eintrag selber ein bisschen wach gerüttelt. In jedem Fall genießen wir schon seit einigen Tagen ausgiebig den griechischen Spätsommer. Die Luft ist so prickelnd wie Champagner - leider manchmal auch genauso eisgekühlt. Das Blau des Meeres ist noch blauer, die Häuser sind noch weißer. Es ist einfach ein einzigartiges Licht. Wir lesen viel, diskutieren, philosophieren und schmieden Pläne fürs nächste Jahr. Eins steht fest, von Hydra trennen wir uns nicht so schnell!!!!! Es sei denn ..... Es gibt da eine Sache die unseren Skipper zum Wahnsinn treibt, und das ist, wenn Hydra am Anker "schwankt". Zugegebenermaßen knarzt sie dabei an den unterschiedlichsten Stellen recht laut. Da rückt der Skipper schon mal mit der Säge an, um der Ursache ein schnelles Ende zu bereiten. Wenn das so weiter geht: Eines Tages stehen wir an Deck unserer sinkenden Hydra, Klaus strahlt mich an und sagt: "Aber du musst zugeben, es knarzt jetzt nirgendwo mehr." Nein, so weit werden wir es nicht kommen lassen.
Inzwischen sind wir wieder in unserem geliebten Naoussa auf Paros. Von Finikas aus hatten wir wieder einen fantastischen Segeltag nach Naoussa. Von dort sind wir nach zwei Nächten unter Motor nach Parikia der Hauptstadt der Insel, weil mal wieder Gebläse angesagt war. In der Bucht von Parikia liegt man da dann besser als in Naoussa. Und in einem weiteren fantastischen Segeltag gings dann wieder zurück nach Naoussa. Da sind die Badebuchten einfach unerreicht! Das Leben fühlt sich wieder richtig gut an, die Sonne scheint wieder von einem wolkenlosen Himmel (?!).

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Sonnenuntergang in Parikia
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Der Leuchtturm an der Einfahrt nach Naoussa
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Am Hafen von Naoussa
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Malerische Gassen in Naoussa
 


18.09.2009
Finikas - Syros:Gedanken
Wieso macht der Mensch so ein „Gewese“ um sein bisschen Leben? Diese Frage haben wir uns in den letzten Tagen immer mal wieder gestellt. Wieso fällt es so schwer, das Glück, das man hat, zu genießen? Uns ist durchaus bewusst, dass wir allen Grund haben glücklich zu sein: Wir sind unabhängig und finanziell in der Lage, einen lang gehegten Traum umzusetzen. Wir sind gesund. Wir haben viele gute Freunde, die uns mit ihren Gedanken begleiten. Wir sind miteinander glücklich. Selbst nach 15 Jahren freuen wir uns noch jeden Morgen darüber, nebeneinander aufzuwachen. Und das obwohl wir hier auf engstem Raum 24 Stunden am Tag zusammen sind. Eine echte „Belastungsprobe“ für jede Beziehung ;-). Wir führen ein Leben um das uns viele vermutlich beneiden.
Was ist es also, was uns davon abhält, alles so zu genießen, wie wir es eigentlich sollten. Die meisten von euch werden sicherlich – mit Recht – schon oft gedacht haben: Geht’s noch? Sollen sie doch dankbar sein für das, was sie haben und jeden Tag genießen.
Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Es ist nicht so, dass wir dauernd mit hängenden Köpfen auf unserer Hydra sitzen. Wir haben nur manchmal das Gefühl, dass wir das Glück, das wir haben nicht genug würdigen. Es sind Gedanken, die wir uns machen und die wir auf diesem Weg mit euch teilen. Letztlich lassen sie sich ja auf viele Lebenssituationen übertragen.
Ein Antwort gibt vielleicht das folgende Zitat von Chamfort (frz. Schriftsteller, 1741-1794):
Das Glück ist keine leichte Angelegenheit. Es ist schwer, es ist in uns, und unmöglich, es anderswo zu finden.

Der heutige Segeltag war allerdings mal wieder genial. Halbwind zwischen 14 und 18 Knoten mag Hydra ganz besonders. Da läuft sie zur Hochform auf, da sind dann 9 Knoten und mehr drin! Der Ankerplatz in Finikas ist eh einer der schönsten der Kykladen: also alles bestens!

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Nachbars laufen aus
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"Profi-Skipper" am Werk!! Liegt genau vor uns???
 
 
 


14.09.2009
Poros-Athen
Zusammen mit Klaus Bruder sind wir eine gute Woche durch den saronischen Golf gesegelt. Gleich der erste Schlag war ein Super-Segel-Tag. Wir konnten die ganze Strecke bis Porto Heli segeln. Es war weder zu viel noch zu wenig Wind und auch der Seegang war angenehm. Genau das Richtige also für unseren Gast zum Eingewöhnen. Letztes Jahr hatte es ihn etwas härter getroffen, so dass er gleich mal Fische füttern musste. Allerdings machte er das ausgesprochen dezent und war danach wieder bester Laune. Aber diesmal ging es ganz ohne ab, was natürlich immer die besser Variante ist. Leider wurde das Wetter etwas regnerisch, aber wir haben es uns trotzdem recht gut gehen lassen. Schwimmen geht ja auch bei Regen, ist eh alles nass. Nach drei Tagen rund um Porto Heli und in diversen Buchten gings schon wieder in die umgekehrte Richtung, nach Ermioni. Leider unter Motor. Aber von Ermioni zurück nach Poros hatten wir wieder geniale Segelbedingungen. Es war sogar noch mehr Wind als auf dem Hinweg. Und dann hats auch noch gewittert. Winni hats gefallen, er meinte das eher abenteuerlichere Segeln würde ihm mehr zusagen. Schönwetter-Segeln wäre doch eher langweilig. Langweilig wurde es in der Nacht in Poros auf jeden Fall nicht. Je später der Abend desto stärker wurde der Wind und desto aufgeregter sämtliche Crews. Kaum ein Anker – außer unserem – hat gehalten. Neben uns lief gegen 22:0 noch ein Engländer ein, der einen recht fertigen Eindruck machte. Weder er noch seine Begleiterin waren in der Lage vernünftig anzulegen. Auch ihr Anker hielt nicht. Mit vereinen Kräften wurden sie längsseits an den Steg genommen. Kurz drauf verschwanden sie schon in den Kojen. Unruhig war die Nacht auch bei uns. Skipper und sin Frau haben nicht wirklich viel geschlafen. Zum einen war es laut und ziemlich bewegt, zum anderen ist natürlich immer die Sorge da, ob der eigene Anker hält. Da war sie dann auch schon wieder da am nächsten Morgen. Die Frage: Wollen wir das wirklich???
Und weils so schön war, bleiben wir noch eine Nacht! Aber da wussten wir, dass kaum ein Lüftchen wehen würde. Am Abend legt ein riesiger Katamaran auf der anderen Seite des Steges an, der unheimlich nach Selbstbau aussieht. Also werden gleich die Fühler ausgestreckt und unseren Aperitif trinken wir bei Reiner und Marion an Bord ihrer Jonathan. Reiner hat den fast 18 Meter langen Kat in 6 Jahren in der Türkei selbst gezeichnet und gebaut! Er hat wirklich fast alles selbst gemacht, selbst den hydraulischen Antrieb hat er konstruiert und die Teile fertigen lassen: ein Wahnsinnswerk!!
Die Etappe von Poros nach Ägina ist mal wieder vom allerfeinsten: bei 15 Knoten raumschots (der Wind kommt fast von hinten) geht’s mit 8 Knoten die paar Seemeilen nach Perdika. Dort bekommen wir, eigentlich glücklicherweise, keinen Platz an der Pier. Drum fahren wir unter Motor ums Eck in den Ormos Marathonos, einer Traumbucht. Dort ist’s fast völlig Windstill und wir sind anfangs völlig allein.
Und dann sind Winnis Tage auch schon wieder vorbei, wir segeln nach Athen. Auch hier können wir wieder fast den ganzen Weg segeln.
Unser Besuch in Athen hat aber auch noch einen anderen Grund, wir müssen an unserer Backbordmaschine das Getriebe reparieren lassen. Leider stellt sich der Schaden als umfangreicher heraus, das kostet mal wieder eine Stange Geld. Mittags verlässt uns Winni und fährt mit dem Bus zum Flughafen.

06.09.2009
Dokos
Da sind sie wieder, die schönen Seiten des Seglerlebens: Wir liegen seit gestern im Norden von Dokos, in einer wunderschönen kleinen Bucht namens Derrick’s Cove. (Sollte etwa Horst Tappert auch schon hier gewesen sein?) Das Wasser ist so klar, der Grund ist zum Greifen nah. So nah, dass man sich kaum rein springen traut. Es könnte ja sein, dass man gleich unten aufschlägt. Was bei 5m Wassertiefe natürlich eher unwahrscheinlich ist. Bettina genießt ausgiebigst ihre Schwimmausflüge. Es ist wie im Aquarium. Schwärme unzähliger Fische in den unterschiedlichsten Farben spielen mit den Sonnenstrahlen. Am Abend geht blutrot der Mond hinter einem der Hügel auf. Es ist wunderbar ruhig und friedlich. Nach dem Essen gönnen wir uns eine Shisha und hören Musik. Immer wieder, wie in all den letzten Tagen, kreisen unsere Gedanken und Gespräche um “die” Entscheidung. Wir haben es doch wirklich gut auf unserer Hydra. Führen ein Leben, um das uns die meisten beneiden. Haben wir zu früh “gekniffen”? Haben wir uns von der Technik zu sehr einschüchtern lassen? Sind wir noch nicht in diesem anderen Leben angekommen? Was macht es so schwer einen Traum in die Realität umzusetzen? Sollte man Träume wirklich nur träumen?

Die Reaktionen auf unsere Entscheidung haben uns allesamt sehr angerührt. Irgendwie schwang bei vielen Erleichterung mit. Kann es sein, dass sich da der eine oder anderer Sorgen um uns gemacht hat? ;-) Bei den meisten konnten wir spüren, dass ihnen bewusst ist, wie schwer uns diese Entscheidung fällt. Dieses Anteilnehmen an der Situation hat uns besonders gut getan. Es war auch Freude dabei, uns nicht so schnell aus den Augen, sprich aus greifbarer Nähe, zu verlieren. Auch wir freuen uns natürlich Freunde und Familie im Winter wieder zu sehen. Und trotzdem …… Na ja, es warten viele Winterabende zum Philosophieren, Lernen, Überdenken, Umdenken …… wir werden sehen …….

Heute geht’s erst mal nach Poros, wo wir am Abend Klaus Bruder erwarten. Mit ihm werden wir 10 Tage durch den argolischen Golf schippern. Die Ecke kennen wir noch kaum. Ach ja, danach muss Hydra mal wieder “unters Messer”. Das Getriebe von der Backbord-Maschine zickt. Genau das gleiche Problem hatten wir letztes Jahr an der Steuerbord-Maschine. Wir werden es in Athen richten lassen. Die Mechaniker kennen ja unsere Hydra schon.

05.09.2009
Porto Heli
Begleitet von den Abschiedsgrüssen aus Monemvasia machten wir uns am 02.09. auf den Weg nach Porto Heli. Zunächst mal wieder unter Motor. Aber das letzte Drittel konnten wir mit dem Spi zurücklegen. So schön kann Segeln also auch sein.

Im Ankerfeld von Porto Heli machen wir gleich die “Bohey” aus. Ein Freydis-Cat, den wir schon einige Male getroffen habe. Nachdem wir sie mehrmals mit unserem Dinghi passiert haben, kommen wir mit Klaus und Elke in Kontakt. Wir verabreden uns auf ein Glas Wein an Bord von Hydra. Wieder mal eine sehr nette Seglerbekanntschaft und selbstverständlich bleibt es nicht bei dem einen Glas. Der Abend reicht kaum aus, um alle wichtigen Themen dieser Welt im Allgemeinen und aus dem Seglerleben im speziellen zu besprechen. Aber vielleicht sehen wir uns schon in Poros wieder.

02.09.2009
Monemvasia
Von Elafonisos haben wir am Sonntag die Umrundung des Kap Maleas in umgekehrter Richtung gestartet. Diesmal legen wir die ganze Strecke mangels Wind unter Motor zurück. So schnell kann sich’s ändern.
Sophia, Bettinas Schulfreundin aus Jugendtagen, hat uns mehr als herzlich empfangen. Ja, man könnte behaupten, sie war richtig froh, dass wir umgekehrt sind. Auf unserem letzten Stopp bei ihr war sie noch mit Bettina beim 50 km entfernten Lidl. Wir mussten ja schließlich “bunkern” für die weite, vor uns liegende Reise. Paletten weise lagern jetzt H-Milch, Dosentomaten und andere unverzichtbare Lebensmittel wie weiße Schokolade in unseren Schapps. Das beste von allem sind aber 5 Liter feinsten Oliven-Öls aus Sophias eigenen Garten.
Es hat uns gut getan noch mal in Monemvasia Station zu machen. Wir fühlen uns hier schon ein bisschen zuhause. Den letzten Abend verbringen wir mit Isabel und Chris, Sophia kann leider nur kurz bleiben. Sie pflegt eine alte Dame, in deren Haus Sophia und ihre Familie leben und möchte sie nicht all zu lang alleine lassen.
Isabel und Chris kennen wir von unserem ersten Aufenthalt in Monemvasia vor drei Jahren, als wir noch mit unserem Bus unterwegs waren. Sie haben eines der traditionell byzantinischen Häuser im Kastro und vermieten Appartements. (Link) Ein echter Tipp für alle, die es dort mal hinziehen sollte.
Isabel, die das Haus führt, ist Schweizerin aus Genf und hat früher für das International Komitee des Roten Kreuz (ICRC) gearbeitet. Dort hat sie auch ihren Mann Chris kennengelernt. Chris Giannou (Link) ist ein in Kanada geborener Grieche und war Jahre lang Kriegs-Chirurg beim ICRC. Schon bei unserem ersten Besuch hat uns fasziniert, was die beiden erlebt haben. Lange diskutieren wir über Sinn und Unsinn von Entwicklungshilfe. Ein Thema, das besonders Bettina interessiert, da sie damit bei Siemens befasst war. Chris hat dazu eine durchaus dezidierte Meinung. Sein Fazit lautet: Man muss den Hebel an der Politik aller beteiligten Staaten ansetzen und nicht sein Gewissen durch Geldspenden beruhigen. Natürlich kennt er auch alle großen und kleinen NGOs aus nächster Nähe und der täglichen Zusammenarbeit. Da gibt es nicht unbedingt nur Erfreuliches zu berichten. Der Abend hat uns mal wieder nachdenklich gestimmt.
Heute Morgen, als wir uns auf den Weg gen Norden machten, standen die beiden auf ihrer Terrasse und haben uns lange nach gewunken - ein schöner Abschiedsgruss.

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